7. Tag 5.2.2004: Antalya -Kursunlu-Wasserfälle - Perge - Aspendos - Manavgat Wasserfall - Termessos - Denizli
Circa 30km nordöstlich von Antalya befinden sich die Kursunlu Wasserfälle. Diese beeindrucken besonders im Frühling nach der Schneeschmelze und liegen in einem Parkgelände, das 1991 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Durch eine kleine Halbhöhle am linken Rand des Hauptfalles kann man die Wassermassen auch von hinten betrachten.
Nach einem kurzen Spaziergang fuhren wir weiter zur Ausgrabungsstätte Perge.
Die Reste der antiken Stadt liegen in einer Ebene am Fluss Kestros (heute Aksu).
Perge war durch ihre fruchtbare Umgebung einst eine wohlhabende Stadt. Der Apostel Paulus missionierte später die Einwohner, so entstand hier eine der ersten christlichen Gemeinden Kleinasiens. Im 7Jh n.Chr. gaben die Einwohner ihre Stadt jedoch auf und zogen in das besser vor Überfällen geschützte heutige Antalya.
Gleich beim Eingang erheben sich zwei mächtige Rundtürme, die einst den Stadteingang markierten.
Einzigartig fanden wir auch die 20 Meter breite Prachtstraße, die beidseitig von Säulen flankiert wurde und in deren Mitte sich ein 2 Meter breiter, kaskadenartiger Wasserlauf befand. Noch heute ein imposanter Anblick!
Am Rande des Ausgrabungsgeländes liegt das größte antike Stadion Kleinasiens. Es war für 12.000 Besucher konstruiert und hatte 234 Meter Länge.
Nun konnten wir uns natürlich auch das besterhaltene antike Theater nicht entgehen lassen. Wir hatten Aspendos zwar schon einmal besucht, jedoch fühlte ich mich damals nicht besonders wohl.
Diesmal ging es uns allen bestens, sodass wir Aspendos nun eingehend besichtigen konnten.
Das riesige Theatergebäude für 20.000 Besucher mit intaktem Bühnenhaus ist so wie Ephesus ein Muss für alle Türkeibesucher, auch wer sich sonst nicht für "alte Steinhaufen" interessiert, wird hier über die Meisterleistung antiker Baumeister staunen. Über den Sitzreihen befinden sich schön gearbeitete Arkadengänge, die die Akustik verbessern sollten.
Auf einem Hügel hinter dem Theatergebäude befinden sich die Reste der antiken Stadt.
Sie ist nicht ausgegraben, jedoch sind die aus dem Boden ragenden Ruinen äußerst beeindruckend. Wir erforschten das Gelände auf kleinen Trampelpfaden und fühlten uns im Angesicht der riesigen Gebäude klein und unbedeutend.
Baran schlug vor, nun den in der Nähe befindlichen Manavgat Wasserfall zu besuchen.
Er erklärte, dass er zuletzt im Sommer dort war und dass sich gleich neben dem Wasserfall ein gutes Restaurant befindet.
Als wir ankamen war Baran etwas verwundert, dass man keinen Eintritt von uns verlangte. Dann erlebten wir eine Überraschung.
Statt dem erwarteten Wasserfall sahen wir nur eine riesige Stromschnelle und einen über die Ufer getretenen türkisgrünen, wilden Fluss, der vor dem Restaurant nicht halt gemacht hatte!
Nun sollte es zurück durch das Taurusgebirge nach Izmir gehen.
Zuerst stoppten wir jedoch bei der mitten in den Bergen gelegenen antiken Stadt Termessos.
Hier hatten wir allerdings eindeutig zu wenig Zeit. Die atemberaubende Ruinenstätte liegt in einem Nationalpark auf 1000 Meter Seehöhe und ist nur auf einer schlechten Nationalparkstraße, die 700 Höhenmeter überwindet, zu erreichen.
Als wir uns schon sehr weit hinaufgequält hatten, kamen wir schließlich zu den ersten Schneefeldern. Hier wurde die Straße noch einmal bedeutend schlechter, was wir dem Mietauto nicht mehr zumuten wollten.
So ließen wir also das Auto stehen und wanderten zu Fuß weiter.
Nach einem mühevollen Aufstieg verschlug es uns beim Anblick des Theaters den Atem! Die Anlage ist zwar nicht besonders gut erhalten, jedoch ist der Ausblick grandios. Rings um uns befand sich die Bergwelt des Taurus-Gebirges und vor uns konnten wir Antalya und das dahinter glitzernde Meer erkennen.
Bei unserer mehrstündigen Wanderung sahen wir nur einen kleinen Teil des ehemaligen Stadtgebietes. Die Ruinenreste sind romantisch überwuchert, sodass man seiner Fantasie freien Lauf lassen kann.
Die Geschichte der Stadt reicht vermutlich bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Aus einer Bergfestung entstand langsam eine antike Stadt, die gute Beziehungen zu Rom pflegte. Alexander der Große versuchte im 4 Jh. v. Chr. vergeblich, die Stadt einzunehmen.
Im 5 Jh. nach Chr. wurde Termessos allerdings durch ein Erdbeben komplett zerstört und daher von der Bevölkerung aufgegeben.
Bei unserer Kletterei hatten wir vollkommen die Zeit vergessen. Der Herr am Eingang - 700 Höhenmeter tiefer - hatte uns bei der Einfahrt gesagt, das Parkgebiet wird um 16h geschlossen. Nun war es allerdings bereits fast 17h und die Sonne war schon untergegangen.
Schnell wanderten wir zurück zum Auto und fuhren bei stockdunkler Nacht den langen Holperweg hinunter. Als wir schließlich wohlbehalten zum Eingangsbereich kamen, war das Tor schon fest verschlossen. Glücklicherweise wohnt der Wächter anscheinend im Parkgebiet, denn wir konnten in einem Häuschen beim Eingangsbereich Licht erkennen.
Nach einem kleinen Trinkgeld schloss er uns das Tor auf und wir waren froh, die kalte Nacht nicht im Auto verbringen zu müssen!
Nun folgte eine unvergessliche Fahrt bei Vollmond durch das verschneite, einsame Taurus-Gebirge.
Für das Abendessen, das aus den Resten des gestrigen Picknicks bestand, stoppten wir am Straßenrand, an einer Stelle mit besonders schöner Aussicht auf ein kleines Dorf mitten im Niemandsland des Gebirges.
Da die wilde Bergwelt nur selten durch (einzelne) Häuschen unterbrochen wurde, fanden wir keine Unterkunft für die Nacht, daher mussten wir bis zur Stadt Denizli durchfahren.
Die Provinzhauptstadt Denizli ist eine gesichtlose, versmogte Großstadt am Rande des Taurus-Gebirges ohne besondere Sehenswürdigkeiten.
Bei unserer Suche nach einem Hotel fuhr Stefan versehentlich gegen den Randstein.
Unser Mietwagen, ein Fiat (sagt das nicht schon alles?) hatte davon leider eine große Beule an der Stoßstange abbekommen.
Nun wurde es erst richtig spannend, denn für jeden Schaden am Auto muss die Polizei einen Schadensbericht aufnehmen. Glücklicherweise hatten wir ja Baran mit, der bald die Polizeistation ausfindig gemacht hatte.
Bald darauf kamen zwei gelangweilte Polizisten, die hoch erfreut waren, als sie entdeckten, dass wir Ausländer sind.
Mit ein paar Brocken deutsch erklärten sie uns, dass der Randstein hier verbotenerweise so hoch gebaut wurde und der Unfall somit gar nicht unsere Schuld war.
Sie nahmen den Bericht auf und baten uns, zur Polizeistation mitzukommen, um eine Kopie davon anzufertigen.
Als wir schließlich das in einer Tiefgarage gelegene Polizeibüro betraten, wurden wir von 5 (zuvor fernsehenden) Polizisten umringt, die ihr Deutsch erproben wollten und für die wir eine fantastische Abwechslung boten. Nach mehreren Runden Tee und nachdem sie uns ausgiebig (hauptsächlich über Fußball - sie kannten Rapid Wien) ausgefragt hatten, wollte uns der nette Polizeichef schließlich zu sich nach Hause einladen.
Da es bestimmt schon 23h war, lehnten wir dankend ab und checkten im empfohlenen Hotel ein.
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