fünfter Tag - 3.4.2009 - Fahrt nach Sintra –Palacio da Pena – Quinta da Regaleira – Palacio Nacional
Wieder begrüßte uns der neue Tag mit herrlichem Sonnenschein und schien uns so über das schreckliche Hotel hinwegtrösten zu wollen.
Um es gleich vorweg zu nehmen, der heutige Ganztagesausflug nach Sintra war mein absoluter Höhepunkt der gesamten Reise!
Nach Sintra gelangt man ganz einfach und unproblematisch mit dem Zug vom Bahnof Rossio im Stadtzentrum. Sie fahren alle 20 Minuten ab und sind in etwa einer Stunde an ihrer Endstation, dem Bahnhof Estefania in Sintra angelangt.
Hier dreht ab 9.30h ein Touristenbus seine Runde, da die Sehenswürdigkeiten sehr verstreut im hügligen Gelände liegen.
Leider ist es absolut unmöglich, alles an einem Tag zu besichtigen.
Wir beschlossen, uns zuerst die berühmte, bunte Palastanlage Palacio da Pena anzusehen.
Der Bus quälte sich steile Serpentinen bergauf, linkerhand vorbei an den Resten des ehemals mächtigen Castelo dos Mouros -dem maurischen Schloss- und hielt schließlich am Fuße der Gartenanlage des Palastes.
Bisher hatten wir durch den dichten Wald noch keinen einzigen Blick auf das Schloss erhaschen können.
Nun stiegen wir voller Vorfreude aus dem Bus und folgten der Zufahrtsstraße zur Palastanlage.
Nach etwa 10 Minuten blitzte unerwartet eine bunte, zinnenbekrönte Mauer aus dem Blattdickicht.
Plötzlich standen wir vor dem großen Palastkomplex, der frisch aus einem Märchenbuch entsprungen sein könnte.
Eine wahre Farb- und Stilexplosion, die eher ins Reich der Träume passt.
Anscheinend hat der Erbauer Ferdinand II 1840 hier alle seine Illusionen Wirklichkeit werden lassen.
Maurische, gotische und manuelinische Stilelemente verknüpfen sich mit filigranen, orientalischen Türmchen, künstlerischen Verzierungen und einer wahren Explosion an Farben.
Auch das Innere der Anlage ist außergewöhnlich. Jedes Zimmer ist überladen an Dekoration und wertvollem Mobiliar, das Auge verliert sich an Details und schafft es kaum, die geniale Gesamtheit zu erfassen.
Ein UNESCO Weltkultur Bauwerk, welches man entweder des grandiosen Ideenreichtums und der Vielfalt nur lieben, oder ob der Übertreibung und des Kitsches wegen hassen kann.
Von den Zinnen des Schlosses überblickten wir die riesige Gartenanlage an deren höchsten Punkt auf einem Hügel ein Kreuz auszumachen war. Zu diesem wollte ich hinwandern, Simone wollte einstweilen im Schlosscafe bleiben und die einzigartige Stimmung weiter auf sich einwirken zu lassen.
Zuerst gelangte ich mitten im Wald zu einem kleinen, säulengeschmückten Pavillon. Anschließend passierte ich einen achteckigen Tisch, den „Königinnentisch“. Auf einer Felsformation, versteckt zwischen den Bäumen, thront die Bronzestatue eines Ritters, die „Kriegerstatue“.
Der Weg führte weiter bergan durch einen dichten Wald, ich war hier ganz alleine unterwegs. Schließlich erreichte ich nach etwa einer halben Stunde sehr schnellen Schrittes das Hochkreuz.
Ich war nun auf 529 Meter Seehöhe und genoss einen atemberaubenden Blick auf das im Sonnenschein liegende Märchenschloss und die Umgebung von Sintra, bis hin zum Meer.
Simone war äußerst erstaunt zu hören, dass ich nur ein halbe Stunde für den Weg hierher benötigt hatte. Nach unzähligen Fotos und einer kurzen Rast begab ich mich nun auf den Rückweg. Gemeinsam mit der Eintrittskarte erhielten wir glücklicherweise einen anschaulichen Plan, sodass ich auf eine weitere Sehenswürdigkeit, den „Königinnenblick“ aufmerksam wurde.
Ich bog also vom Hauptweg linkerhand auf einen schmalen, verwucherten Pfad ab und hoffte, diesen Aussichtspunkt zu finden. Es dauerte auch gar nicht lange, bis eine Felsgruppe vor mir auftauchte, in deren Mitte ein aus dem blanken Stein gehauene und mit Azulejos verkleidete Bank auftauchte.
Der Anblick, der sich mir nun –wie eine Königin am Thron sitzend - auf das Traumschloss auftat war einfach atemberaubend. In angenehmen Fantasien schwelgend, wollte ich diesen verwunschenen, stillen Platz eigentlich gar nicht so schnell verlassen, aber leider drängte wieder einmal die Zeit.
Steil bergab folgte ich den Pfaden retour Richtung Schloss, wo ich mich wieder mit Simone traf.
Wir wollten nun durch den „Kameliengarten“ hinunter zum Bus wandern. Dieser Garten stand gerade mitten in Blüte, sodass sich eine wahre Farbenpracht über uns ergoss. Nicht weit davon entfernt steht eine orientalisch anmutende Brunnenanlage aus Kachelsplittern. Fast am Fuße des Gartens ließ Ferdinand das „Tal der Seen“ anlegen. Mehrere künstliche Teiche reihen sich hier aneinander, verbunden mit kleinen Wasserfällen.
Schließlich erreichten wir den Hintereingang des Schlosses und stiegen wieder in den Touristenbus, der uns zu unserem nächsten Ziel, der UNESCO Weltkulturerbestadt Sintra, brachte.
Nach dem Mittagessen schlenderten wir durch die Gassen der kleinen, lieblichen Stadt. Man merkt an den vielen Souvenirläden, dass Sintra eine äußerst beliebte Touristenattraktion ist.
Etwas abseits befindet sich die Schlossanlage Quinta da Regaleira.
Mein erster Gedanke, als das Gebäude zwischen den Bäumen auftauchte war: „Ein Geisterschloss wie aus dem Bilderbuch“.
Unzählige Zinnen und Türmchen, verschnörkeltes düster gehaltenes Mauerwerk und verwunschen, kleine Balkone zieren dieses Haus, welches erst 1910 vervollständigt wurde. Ein wilder und exzentrischer Mix aus Gotik, Romanik, Renaissance und Manuelinik, der aber doch in seiner Gesamtheit brillant ist.
Einzigartig auf der ganzen Welt ist wohl die verspielte 4 Hektar große Gartenanlage des Geisterschlosses.
Ich staune noch immer über den Ideenreichtum und die Fantasie von António Augusto Carvalho Monteiro, der diesen Traum Wirklichkeit werden ließ.
Die ganze Parkanlage ist ein mystisches Labyrinth aus Pfaden zwischen bunten Blumen, alten Bäumen und weißen Statuen. Immer wieder tauchen unvermittelt Grotten, Teiche und plätschernde Wasserfälle auf. Hinter diesen führen dunkle Tunnel zu einem mehrstöckigen, spiralartigen unterirdischen Steinturm, der „Initationsbrunnen“ genannt wird.
Die ganze Anlage strahlt eine nur sehr schwer beschreibbare, geheimnisvolle Atmosphäre aus. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, die geheime Tür zum Brunnen zu finden und der Wendeltreppe abwärts zu folgen, zwischen Steinen am Wasser zu wandeln und unter der Kirche in die Unterwelt einzutreten.
Nach mehreren Stunden verließen wir die Quinta da Regaleira und wanderten retour in die Stadt.
Im Ortszentrum befindet sich der Nationalpalast aus dem 15 Jh, der Palacio Nacional de Sintra. Er war einst die Sommerresidenz der portugiesischen Königsfamilie und prägt das Stadtbild mit seinen beiden kegelförmigen 33 Meter hohen Schornsteinen.
Besonders schön und sehenswert sind die Innenräume des Schlosses. Bei einem Rundgang – Fotografieren ist erlaubt – konnten wir prächtige Gemächer mit bemalten Kassettendecken, gekachelten Wänden und lauschigen Innenhöfen entdecken. Außerdem ist der bezaubernde Ausblick auf die genau gegenüber befindliche Burgruine des Maurenkastells nicht zu vergessen. Das Highlight des Palastes war für mich der achteckige Wappensaal, der mit blauen Azulejos ausgekleidet ist und dessen Decke 72 Wappenbilder zieren, die im Sonnenlicht golden glänzten.
Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, sahen wir uns nachher für zusätzlich 1 EUR den Garten des Schlosses an. Leider ging er nicht rund um das Schloss wie erwartet, sondern nur ein paar Meter linkerhand der Mauer. Eine ziemliche Enttäuschung!
Bevor wir zurück nach Lissabon fuhren, genossen wir den warmen Abend in einem lauschigen Restaurant mit Blick auf den Palast und das Maurenkastell und deckten uns noch mit einigen Souvenirs für unsere Lieben ein.
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