Zweiter Tag - 6.2.2008 - Hippodrom – Hagia Sophia – Blaue Moschee – Großer Bazar – Süleymaiye Moschee – Yerebatan Zisterne – Ortsteile Galata und Karaköy
Gleich in der Früh überraschte uns das nette Frühstückszimmer des Hotels. Ganz oben gelegen, genossen wir einen herrlichen Blick auf das Maramarameer, unser Blick viel auf ein wuseliges Durcheinander zahlreicher Schiffe, die auf die Einfahrt in den Bosporus warteten.
Eigentlich wollten wir uns heute um 10.30h mit Baran vor der Hagia Sophia treffen. Als wir schon etwas länger und ziemlich ausgekühlt vor der Kirche verweilten, läutete schließlich endlich das Telefon, und er teilte uns mit, dass die Straßenbahn im Stau stehe und er sich um ca ½ -3/4 Stunde verspäten werde.
Daher beschlossen wir, ein bisschen spazieren zu gehen und landeten schließlich vor dem Hippodrom.
Die Reste dieser Pferde- und Wagenrennbahn aus byzantinischer Zeit befinden sich seitlich der Blauen Moschee. Einst feierten hier 10000 Menschen sportliche Großereignisse, heute ist leider nicht mehr sehr viel zu erkennen. Lediglich einige wenige Monumente, wie der aus Ägypten stammende Obelisk des Pharaos Thutmosis III oder die Schlangensäule der antiken Stadt Delphi (Griechenland) zieren den Platz.
Am nördlichen Ende des Platzes errichtete die deutsche Regierung Anfang des 20Jh den verspielten Kaiser – Wilhelm-Brunnen.
Schließlich kam unser Freund doch noch und wir besuchten zuerst die Blaue Moschee, die eigentlich Sultan – Ahmed – Moschee heißt.
Sie wurde 1616 fertig gestellt und erhielt ihren – nur in Europa gebräuchlichen Namen – von den unzähligen weiß-blauen Fliesen der Kuppel und der Mauern.
Die majestätische Moschee mit enormen Ausmaßen hat 6 schlanke Minarette, die sich stolz in den Himmel recken, nur die Hauptmoschee in Mekka hat ein Minarett mehr.
Wunderschöne, grazile Fliesenornamente und zahlreiche bunte Fenster zieren auch den Innenraum, der durch seine Größe und Farbenpracht sehr eindrucksvoll ist.
Anschließend gingen wir weiter zur gegenüberliegenden Hagia Sophia.
Die beiden Gotteshäuser berühren einander beinahe, man könnte fast meinen, einst standen sie in bitterer Konkurrenz zueinander.
Die gewaltige, wuchtige Hagia Sophia stammt aus byzantinischer Zeit und wurde nach osmanischer Eroberung Hauptmoschee. Nun entstanden 4 Minarette und christliche Symbole wurden durch moslemische ersetzt.
Zur Zeit Atatürks 1934 wurde sie zum Museum umgewandelt, mittlerweile zählt sie auch zum UNESCO Weltkulturerbe.
Heute gibt es noch einige wenige farbenprächtige Mosaike zu entdecken. Einst waren über 10.000m2 mit goldenen Mosaiksteinen verziert!
Trotzdem ist der Besuch des 1500 Jahre alten Gebäudes noch immer sehr lohnenswert, allein schon wegen der frei schwebenden nahezu 56 Meter hohen Kuppel mit einem Durchmesser von 31 Metern. Sie überspannt einen nahezu quadratischen Raum, der von zahlreichen Seitenräumen flankiert wird.
In einem dieser Seitenräume befindet sich die Wunschsäule. Hier gibt es ein kleines Loch, in dem man seinen Daumen steckt und im Uhrzeigersinn dreht. Angeblich soll sich dann jeder Wunsch erfüllen!
Natürlich habe ich es auch ausprobiert, habe aber meinen Wunsch mittlerweile vergessen, kann also nicht bestätigen, ob er wahr geworden ist….
Da es zwar sehr dunkel und kalt war, aber glücklicherweise nicht regnete, beschlossen wir, zu Fuß zum Großen Basar zu schlendern.
Der auf türkisch genannte Kapali Çarsi Basar ist eine überdachte, labyrinthartige Ansammlung von über 4000 Geschäften und bietet alles Mögliche und Unmögliche was das Herz begehrt. Wie auf allen anderen Basaren auch hat hier jede Handwerkerzunft ihren eigenen Bereich, sodass beispielsweise 20 Goldschmiede nebeneinander lautstark ihre kostbaren Waren feilbieten.
Hier kann man so richtig in die Traditionen des Orients eintauchen.
In der Nähe des Basars befindet sich die Istanbuler Universität. Erstmals wurde eine Bildungseinrichtung im Jahre 1453 erwähnt, heute beherbergt die Universität über 70.000 Studenten und weist 16 Fakultäten wie beispielsweise Medizin, Theologie, Wasserwirtschaft, Jura etc. auf.
Vor der Uni beobachteten wir mehrere Kopftuchtragende Frauen, die Perücken in den Händen hielten. Baran erklärte uns, durch das Kopftuchverbot an den Hochschulen tragen viele Frauen bei den Seminaren und Lehrveranstaltungen einfach eine Perücke über dem Kopftuch!
Nun war es schon lange Zeit für ein spätes Mittagessen. Vor der berühmten Süleymaniye Moschee setzten wir uns schließlich in eine kleine Gaststätte und aßen ein hervorragendes Bohnengericht.
Derart gestärkt wollten wir nun die Moschee besuchen, die zu den Größten Istanbul zählt.
Leider war sie wegen Renovierungsarbeiten gesperrt und wir konnten nur einen kurzen Blick in den Garten werfen, in dem sich ein Friedhof und zwei Mausoleen befinden.
Mit der Straßenbahn fuhren wir schließlich zurück zur Hagia Sophia. Ganz in der Nähe befindet sich nämlich der Eingang in die Yerebatan Zisterne.
Diese außergewöhnliche unterirdische Wasserversorgungsanlage wurde Mitte des 6 Jh. unter Kaiser Justinian erbaut, darüber befand sich einst eine Basilika.
In der byzantinischen Zeit gab es etwa 60 solcher Zisternen im ganzen Stadtgebiet.
Die Yerebatan Zisterne hat eine Länge von 140 m und ist 70 m breit. Hier befinden sich über 300 Säulen mit je 8 Metern Höhe. Sie hat ein Fassungsvermögen von 80.000 m³.
Bei einem Rundgang durch die mystisch beleuchtete Anlage stießen wir in einer Ecke auf 2 steinerne Medusenköpfe, die wahrscheinlich von einem römischen Bauwerk entnommen wurden und hier als Säulensockel dienen.
Nach einem Aufwärmabstecher in ein Kaffeehaus – es war wirklich bitterkalt – stiegen wir wieder in die Straßenbahn und fuhren bis zur Tünelbahn beim Bahnhof Karaköy im Ortsteil Galata.
Diese unterirdisch verlaufende Standseilbahn wurde 1875 eröffnet und gilt somit als die Älteste Europas. Heute sind die beiden Wagengarnituren sehr modern und legen eine Strecke von 606 Metern in einer Minute zurück.
Nun waren wir also im Stadtteil Beyoglu gelandet. Wir schlenderten entlang der trendigen Einkaufsstraße Istiklal Caddesi (Straße der Unabhängigkeit) Richtung Taksim Platz. Diese breite Straße mit einigen Jugendstilelementen ist eine Fußgängerzone, einzig eine kleine Straßenbahn bimmelt sich ihren Weg zwischen einer Meute einkaufswütiger Fußgänger hindurch. Sobald es dunkel wird, beginnt hier das Epizentrum des Istanbuler Nachtlebens. Beyoglu ist ein sehr modernes Stadtviertel, man wähnt sich hier eher in Nordeuropa als in der Türkei. Was für ein scharfer Kontrast zum traditionellen Sultanahmet!
Schließlich gelangten wir zu einem der Verkehrsknotenpunkte Istanbuls, dem Taksim Platz.
Hier aßen wir zu Abend und fuhren schließlich mit der modernen Standseilbahn, die erst am 30.6.2006 in Betrieb genommen wurde, eine Strecke von etwa 600 Metern (22 % Steigung) hinab zur Talstation Kabatas. Nun stiegen wir in unsere Straßenbahn richtung Sultanahmet um und gelangten schließlich um ca. 19.30h wohlbehalten aber sehr unterkühlt zurück zu unserem Hotel.
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