Achter Tag - 2.3.2007 - Ait Benhaddou – Überquerung Hoher Atlas – Marrakesch Platz Djemaa el Fna
Auch heute folgten wir der Straße der Kasbahs. Am Rande verstaubter Straßen lugten massige Kasbahs hinter grünen Palmoasen hervor, die uns geradezu zu Fotostopps verführten.
Immer wieder konnten wir auch Blicke auf das verschneite Gebirge des Hohen Atlas erhaschen, welches wir heute am Nachmittag – um nach Marrakesch zu gelangen – überqueren sollten.
Zuerst jedoch näherten wir uns der berühmten Kasbah von Ait Benhaddou. Dieses imposante Festungsdorf zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist wohl das Schönste Marokkos.
Um die noch heute bewohnte Anlage besichtigen zu können, mussten wir zuerst einen kleinen Fluss überqueren. Die hier ansässigen Menschen verhindern seit Jahren erfolgreich den Bau einer Brücke, denn sie verdienen mit ihren Maultieren, die die Touristen trockenen Fußes auf die andere Seite bringen, gutes Geld.
Auch wir wollten den schmutzigen Fluss nicht zu Fuß durchwaten, obwohl uns die armen Tiere in der sengenden Mittagshitze sehr leid taten.
Schließlich standen wir vor dem pittoresken, halb verfallenen Wehrdorf, das sich mit seinen labyrinthartigen Gassen an einen kleinen Hang schmiegt. Durch enge Passagen, über Felsstufen hinweg, gelangten wir schließlich zum höchsten Punkt Ait Benhaddous, einem verfallenen Wachturm. Der mühsame Aufstieg hatte sich mehr als gelohnt, denn von hier aus konnten wir uns an einem phantastischen Ausblick auf die Umgebung erfreuen.
Langsam kletterten wir wieder abwärts und besuchten das Haus unseres einheimischen Führers.
Hier –in einem teppichbelegten Zimmer, welches am Tag als Wohnraum und in der Nacht als Schlafraum dient- setzen wir uns auf Polster auf den Boden und genossen die erfrischende Kühle. Die Dame des Hauses servierte uns typisch marokkanischen, süßen Pfefferminztee und selbstgebackenes Fladenbrot.
Nach dieser kleinen Pause wurden wir von unseren Maultieren wieder über den Fluss getragen und fuhren mit dem Bus weiter Richtung Gebirge.
Als wir bei einem der vielen Fotostopps aus dem Bus stolperten, lagen rings um uns unzählige Gipskristalle verstreut.
Das Gebiet des Atlas-Gebirges ist überhaupt ein Mekka für Mineralienfreunde.
Überall gibt es kleine Stände, die wunderschöne Mineralien in allen Größen und Farben feilbieten.
Auch wir konnten nicht widerstehen und packten uns ein paar besonders schöne Gipskristalle ein.
Glücklicherweise ist das Ausführen von Mineralien aus Marokko erlaubt (im Gegensatz zur Türkei, wo schon ein einziger Stein zu einem Gefängnisaufenthalt führen kann!)
Immer kurviger wurde nun die Straße und wir schraubten uns immer höher hinauf durch eine wildzerklüftete, karge Berglandschaft.
Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt unserer Reise, den Col du Tichka Pass auf 2260 Meter.
Hier machten wir eine Pause und ließen uns von den fliegenden, jedoch ziemlich unaufdringlichen Händlern schöne Mineralien zeigen.
Natürlich mussten wir auch einige Erinnerungsfotos schießen.
Die anderen Reiseteilnehmer verschwanden ziemlich schnell in einem modernen Shop, der Schmuck, Mineralien und sonstige Kleinigkeiten anbot.
Nun ging es in rascher Fahrt weiter Richtung Marrakesch.
Den Besuch dieser vierten Königsstadt (eigentlich sollte es eher Sultansstädte und nicht Königsstädte heißen), deren Name alleine schon aus einem Märchen entsprungen zu sein scheint und wohl alle Wunschbilder und Phantasien des Orients vereint, sollten wir den ganzen morgigen Tag widmen. Wir erreichten die berühmte Stadt schließlich bei Dunkelheit und begaben uns auf den magischen Platz Djemaa el Fna, der wegen seiner Märchenerzähler, Zauberer, Affenbändiger und Schlangenbeschwörer (und Taschendiebe!) Berühmtheit erlangt hat.
Im Mittelalter war der Djemaa el Fna ein Handels- und Gerichtsplatz, auf dem die Köpfe der Hingerichteten zur Schau gestellt wurden. Im Jahre 1846 wurde das gesamte Gebiet jedoch durch eine Explosion zerstört.
Heute herrscht hier ein wuselndes Treiben, welches wir auf einer Terrasse eines Kaffeehauses verfolgten, wo uns der verführerische Geruch der zahlreichen Garküchen, die jeden Abend neu aufgebaut werden, in die Nase stieg.
Mit festgehaltenen Taschen begaben wir uns schließlich wieder auf den Platz hinunter und ließen uns in der Menge treiben. Ein Rad schlagender Junge tauchte plötzlich vor uns auf, schnitt uns frech den Weg ab und verlangte dafür auch noch 10 Dirham. Als wir ihm nichts gaben, beschimpfte er uns und war so schnell verschwunden, wie er gekommen war.
In dieser großen Freiluftarena- in der wohl der Puls der Stadt schlägt - ist kostenloses Fotografieren unmöglich. Man ist hier niemals unbeobachtet und die Künstler sind teilweise ziemlich hartnäckig (und überteuert) wenn es um ihr Trinkgeld geht.
Da unser Bus zur vereinbarten Zeit nicht kommen wollte und unsere Reiseleiterin den Chauffeur Moulay nicht erreichen konnte, wurden wir von mehreren Taxis zurück ins Hotel gebracht. Als sie sich schon Sorgen machte und bereits die Polizei bat, ihn zu suchen, tauchte er plötzlich ohne weitere Erklärung auf.
Somit endete auch dieser Tag und wir freuten uns schon auf morgen.
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