Zweiter Tag - 23.7.2011 - Burgberg – St. Stephans Basilika – Ungarische Staatsoper – Donau Schifffahrt – Margareteninsel – Rudas Heilbad
Leider ist uns das Wetter heute nicht wohl gesonnen, denn dicke Wolken ballen sich über der Stadt.
Nach einer ziemlich bescheidenen Frühstücksauswahl verlassen wir das Hotel. Bereits jetzt begleiten die ersten Regentropfen unseren Weg Richtung Burgberg.
Etwa eine halbe Stunde später erreichen wir die dicken Mauern der Bastion und treten ein in die engen Gassen des Burgviertels.
Das majestätische Schloss auf dem Kalksteinplateau über der Donau zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe und ist wohl die Krönung jedes Budapestbesuches.
Im 13 Jh ließ hier König Bela IV eine Residenz errichten, seine Nachfolger erweiterten das Anwesen nach und nach zu einer prächtigen Palastanlage. Schließlich eroberten 1541 die Türken Budapest und nutzten das Kastell für militärische Zwecke. Erst die Habsburger begannen 1715 mit dem Wiederaufbau des fast verfallenen Schlosses. Im 2. Weltkrieg wurde die Anlage nunmehr komplett zerstört und anschließend nach alten Entwürfen wieder errichtet.
In heutiger Zeit ist das Burgschloss das größte Gebäude Ungarns und beherbergt mehrere Museen.
Nach dem Kauf einer Budapest – Card starten wir unseren Rundgang bei der Fischerbastei, einer kostenpflichtigen Aussichtsterrasse mit besonders schönem Ausblick auf die Donau und den Stadtteil Pest.
Erbaut wurde die fantasievolle Anlage aus Arkaden, Türmen und Bastionen zwischen den Jahren1899 und 1905 innerhalb eines Teiles der ehemaligen Festungsmauer. Einst verteidigte hier die Fischerzunft den mittelalterlichen Stadtwall, daher der Name des schlossartigen Gebäudes. Heute tummeln sich Urlauber zwischen den romantischen Bogengängen und genießen das bezaubernde Ambiente.
Vor der Fischerbastei wacht die stolze bronzene Reiterstatue von König Stephan, der 1083 heilig gesprochene Staatsgründer Ungarns.
Direkt in der Nachbarschaft steht die beeindruckende Matthiaskirche. Sofort fallen uns die farbigen Dachziegel auf –die selbst bei Regen glänzen – und die filigrane Ornamentik des Gotteshauses.
Auch im Inneren ist die Kirche eine wahre Augenweide, denn ausnahmslos jeder Winkel ist mit meist abstrakten Mustern bunt bemalt.
Dieses architektonische Juwel blickt auf eine lange Geschichte zurück, denn schon 1015 soll hier eine Marienkirche erbaut worden sein. Nach vielen Umbauten wurde sie in türkischer Zeit sogar als Moschee verwendet. Im Laufe der Zeit fanden mehrere Krönungen statt, unter anderem auch von Kaiser Franz Josef und Kaiserin Elisabeth zu den Regenten von Ungarn.
Ihr heutiges Aussehen erhielt die Matthiaskirche, die auch Liebfrauenkirche genannt wird, schließlich 1896 von Frigyes Schulek, der kurze Zeit später auch die Fischerbastei gestaltete.
Der gesamte Burgberg ist durchlöchert von einem großen Höhlensystem mit über 12 km Länge. Ein kleiner Teil davon – das Budaer Burglabyrinth – kann besichtigt werden. Schon beim Einstieg in die unterirdische Welt vergessen wir das hektische Treiben der Stadt und wandern durch schummrige Gänge und lassen uns von zarter Musikuntermalung begleiten. Im fahlen Licht erkennen wir moderne Höhlenmalereien, abstrakte Skulpturen und Ausstellungsstücke, die sich mit esoterischen Mythen und dem täglichen Dasein des Menschen beschäftigen.
Eigenartigen Humor präsentiert vor allem der Ausstellungsteil „Labyrinth of the End of History“. Hier werden Abdrücke auf Steinen von Schuhen, Cola-Flaschen, Computertastaturen etc gezeigt, die in ferner Zukunft unsere Konsumgesellschaft beschreiben sollen.
Die Höhlen im porösen Kalkgestein entstanden in der Frühzeit der Erdgeschichte durch den Ausbruch warmer Quellen und der anschließenden Auswaschung. Sie dienten einst als Unterschlupf, Keller bzw. Luftschutzraum.
Nach einem ausgedehnten Mittagessen im urigen Keller des Restaurants „Red Devil“ besichtigen wir das Burgschloss aus nächster Nähe. In den Räumlichkeiten der Anlage sind die ungarische Nationalgalerie, die Nationalbibliothek und das Historische Stadtmuseum untergebracht. Wir wandern daran vorbei und genießen trotz des hartnäckigen Regens immer wieder schöne Ausblicke über die Stadt.
An einer Seitenwand des Schlosses befindet sich der Matthias-Brunnen, der 1904 errichtet wurde. Dargestellt ist die Sagenfigur Ilonka, die sich in einen Jäger verliebt. Als sie erfährt, dass der Auserwählte der König ist –und somit für sie unerreichbar- stirbt sie an gebrochenem Herzen.
Ziemlich durchnässt schlendern wir weiter durch die Gassen, vorbei am Kriegsgeschichtlichen Museum, am Telefonmuseum und am Maria-Magdalena-Turm, einer fast zerstörten Kirche.
Am Wiener Platz (Becsi kapu ter) endet schließlich die Befestigungsmauer, und auch wir treten unseren Rückweg entlang der Wallanlage, der Toth-Arpad-Promenade, an.
In einem gemütlichen Kaffeehaus nahe der Burganlage stärken wir uns erst einmal, bevor wir nach Pest weiterfahren.
Wohlbehalten erreichen wir schließlich das andere Donauufer und spazieren zur St. Stephans Basilika.
Diese gewaltige Kirche mit mehr als 4000 Quadratmetern und 8500 Sitzplätzen ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Mehr als 50 Jahre lang wurde an ihr gebaut, bis schließlich 1905 die feierliche Eröffnung stattfand.
Da sich das Gotteshaus so nahe an der Donau befindet, musste ein Fundament errichtet werden, welches mit drei Stockwerken fast so tief in die Erde geht, wie die Kirche hoch ist.
Auch das Innere wirkt sehr imposant und feierlich, denn bunte Glasmalereien, eine 96 Meter hohe Kuppel und goldene Ornamentik erfreuen das Auge. Leider können wir nicht die gesamte Kirche besichtigen, da gerade eine Hochzeit stattfindet.
Natürlich wollen wir das Brautpaar nicht stören und fahren weiter zur Ungarischen Staatsoper.
Hier finden täglich um 15 und 16h Führungen statt, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen möchten.
Schon die Fassade der Oper im Neorenaissance Stil zeigt klassische Eleganz und erinnert stark an die Architektur der Wiener Ringstraßengebäude.
Erbaut wurde die Oper zwischen 1875 und 1884 von Miklos Ybl. Der Bau wurde mitfinanziert von Kaiser Franz Joseph, dem auch eine eigene, prunkvolle Königsloge errichtet wurde. Der sehr geschmackvolle Innenraum fasst 1289 Besucher. Im Anschluss an die interessante Führung erhalten wir eine kurze Gesangsvorführung in einem der eleganten Salons.
Wir flanieren weiter durch die Pester Innenstadt und passieren die ehemalige Postsparkasse mit ihrer schönen Jugendstilfassade und einem auffallend bunten Dach. Leider kann man nicht viel erkennen, doch der Bauherr Ödön Lechner soll einst gemeint haben: „Die Vögel werden es sehen.“
Dahinter wurde für die amerikanische Botschaft ein kompletter Straßenzug abgesperrt. Wachen postieren vor dem Gebäude und beäugen uns misstrauisch. Vielleicht sehen unsere Rucksäcke verdächtig aus?
Bei dem nahe gelegenen Szabadsag Platz brennt das Ewige Licht zu Ehren des 1849 erschossenen Ministerpräsidenten Graf Lajos Batthyany.
Da es überraschenderweise zu regnen aufgehört hat, wagen wir eine Schifffahrt auf der Donau. Langsam ziehen die prächtigen Gebäude an uns vorüber, und über Lautsprecher erhalten wir einige Informationen dazu. Links thront der Burgberg auf der Budaer Seite. Rechter Hand haben wir sehr bald das pompöse Parlament erreicht, was aus der Wasserperspektive noch eindrucksvoller erscheint. Die Fahrt geht weiter bis zur Margareteninsel, wo wir einen Zwischenstopp einlegen.
Die fast autofreie Margareteninsel befindet sich nördlich des Stadtzentrums und kann als grüne Lunge Budapests bezeichnet werden. Einst war sie königliches Jagdrevier, anschließend religiöser Rückzugsort, und in türkischer Zeit diente sie sogar kurzfristig als Harem.
Nur einige spärliche Klosterruinen zeugen noch von der bewegten Vergangenheit des 2,5 Kilometer langen Inselchens. Mehrere Spazierwege durchkreuzen die Wiesen und Parkflächen und laden zum längeren Verweilen ein. An warmen Tagen ist wohl auch ein Besuch des großen Palatinus-Freibades eine angenehme Abwechslung. Doch bei unserem Streifzug ist daran nicht zu denken, und wir sind froh, dass es nicht regnet.
Besonders liebevoll mit Teich und Statuen ist der japanische Garten gestaltet. Auch ein Springbrunnen mit Musikuntermalung am Südende der Margareteninsel gefällt uns sehr gut.
Nach etwa 1 ½ Stunden Inselspaziergang holt uns das nächste Ausflugsschiff wieder ab. Unter vier Brücken hindurch nähern wir uns abermals der Innenstadt. Die Sonne ist schon seit einiger Zeit unter gegangen und wir genießen die wunderbar beleuchtete Stadtszenerie. Mit vielen Fotos mehr verlassen wir schließlich das Schiff und steigen am Ferenciek Platz in Bus 112, der uns in die Nähe des Hotels bringt.
Eine besondere Attraktion ist das Nachtbaden im Rudas Heilbad. Jeden Samstag und Sonntag um 22 Uhr öffnet das Thermalbad am Fuße des Gellert Hügels seine Pforten und bleibt bis 4h morgens geöffnet. Obwohl wir schon müde sind, möchten wir dieses Highlight nicht versäumen. Nach einer kurzen Wartezeit bei der Kassa bestaunen wir schließlich das alte Gewölbe des Bades, das eine Hinterlassenschaft aus türkischer Besatzungszeit ist. Unter einer halbrunden Sternenkuppel, welche von acht wuchtigen Säulen getragen wird, entspannen wir im 34 Grad warmen Becken von den vielen Eindrücken des Tages.
Was für ein romantischer Abschluss dieses ereignisreichen Tages!
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