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Dritter Tag - 24.7.2011 - Römische Ausgrabung Aquincum – Palvölgyi Höhle – Szemlöhegyi Höhle – Budaer Bergwelt

Heute beschließen wir, zuerst in Budapests römische Vergangenheit zu reisen, dann in die Unterwelt zu steigen und schließlich am Nachmittag einen Ausflug in die Hügellandschaft rund um Buda zu unternehmen.

Da sich unsere Ziele nicht direkt in der Innenstadt befinden und wir möglichst wenig Zeit verlieren möchten, benützen wir ausnahmsweise das Auto. Wir haben in unserem Reiseführer gelesen, dass man sehr vorsichtig fahren soll, denn die ungarischen Autofahrer wären gerne rasant unterwegs.
Wir können dies allerdings glücklicherweise nicht bestätigen, im Gegenteil, die wenigen rücksichtslosen Fahrer haben alle ausländische Autokennzeichen.

Die römische Ausgrabungsstätte Aquincum liegt im Stadtteil Obuda (Alt-Buda). Wir folgen den Anweisungen des Navis und fahren lange durch eine trostlos wirkende Wohngegend. Plötzlich eröffnet sich rechter Hand ein riesiges Ruinengelände. Hier müssen wir richtig sein!
Kurze Zeit später bewundern wir bereits die Reste der antiken Stadt und spüren den Hauch der Vergangenheit.

Aquincum (keltisch: ergiebiges Wasser) war seinerzeit unterteilt in ein Legionslager und eine Zivilstadt, die sich um das Militärlager etablierte. 120 n Chr wurde der erste Statthalter, nämlich der spätere Kaiser Hadrian, eingesetzt. Dies verhalf Aquincum zu großer Blüte, und zahlreiche öffentliche Gebäude, wie Theater, Markthallen und Bäder wurden errichtet. Denn auch die Römer wussten schon die zahlreichen heißen Quellen der Stadt zu schätzen.
Den hohen Lebensstandard der über 50.000 Einwohner – mit Wasserleitungen, Kanalnetzen und gepflasterten Straßen - kann man noch heute gut erkennen.
Mit dem Beginn der Völkerwanderungen im 3 Jh n Chr wurden die Grenzen des römischen Reiches immer mehr bedroht. 430 gab Rom schließlich Pannonien komplett auf und Hunnen siedeln sich in der Stadt an, die jedoch zunehmend an Bedeutung verlor.

Neben der Ausgrabungsstätte befindet sich ein Museum, das die wichtigsten Funde präsentiert und anschaulich erklärt. Bemerkenswert ist vor allem eine Orgel, die auf das Jahr 228 n Chr. datiert wird. Es wurden so viele Einzelteile gefunden, dass das Instrument komplett rekonstruiert werden konnte.

Mittlerweile hat es wie gestern zu schütten begonnen und wir sind froh, dass unser nächster Stopp die Szemlöhegyi Höhle ist.
Budapest hat für uns Höhlenfreunde einige Überraschungen zu bieten, denn mitten in einer Wohnsiedlung öffnen sich unerwartet die Tore in eine unterirdische Welt aus mächtigem Fels und bunten Tropfsteinformationen. Eine Besonderheit der Szemlöhegyi - Höhle sind die so genannten "Erbsensteine", rundliche, bläschenartige Gipsgebilde, die dort entstanden, wo Thermalwasser durch die Kalkfelsen drang.
Diese unterirdische Thermalquelle (etwa 30-60 Grad) soll heilende Wirkung auf die Atemwege haben, daher wird die Höhle auch zu medizinischen Zwecken genützt.
Bei einer englischsprachigen Führung erfahren wir, dass die Höhle erst seit 1986 für Besucher geöffnet ist und zufällig im Jahre 1930 bei Bauarbeiten entdeckt wurde.
Dieses Naturwunder ist etwa 2km lang, davon sind 300 Meter für Besucher zugänglich.

Nach fünfminütiger Autofahrt erwartet uns gleich die nächste Höhle in den Budaer Bergen.
Die Palvölgyi – Höhle ist mit ihren 19 Kilometern Länge die Zweitgrößte des Landes. Für Touristen sind allerdings nur etwa 500 Meter ausgebaut, die man im Rahmen einer Führung besuchen kann. Die Besichtigungstour gibt es jedoch nur auf Ungarisch - so erhalten wir einen Zettel, auf dem alle Kavernen und die darin befindlichen Tropfsteinformationen erklärt werden. Wie fantasievoll die Namen klingen: „Hexenküche, Märchensaal und Theaterkammer“ lassen uns anmutige Gebilde erwarten. Wir werden auch nicht enttäuscht, denn über viele Stufen geht es bergab zu eindrucksvollen Tropfsteinen und schmalen, jedoch meterhohen Gängen. Beim Aufstieg müssen wir sogar eine 7 Meter hohe, enge Leiter passieren.
Die dezente Beleuchtung zaubert eine mystische Atmosphäre und lässt uns immer wieder staunen und innehalten.
Schon 1904 wurde die Palvölgyi – Höhle entdeckt, als ein Schaf hineinstürzte. Seit 1944 steht sie unter Naturschutz.

Als uns wieder das Tageslicht umfängt, stellen wir fest, dass es zwar fast genauso düster wie in der Höhle ist, aber wenigstens nicht mehr regnet.
Somit wagen wir eine Tour in die Berge von Buda. Diese sind mit etwa 500 Metern Seehöhe nicht gerade hoch, laden jedoch zu einem kurzweiligen Nachmittagsausflug ein.

Zuerst fahren wir mit dem Auto zur Talstation des Sessellifts Libegö. Hier werden wir mühelos und mit 4km/h auf den Berg Janos-hegy gebracht. Wir drehen uns immer wieder um und genießen das abwechslungsreiche Stadtpanorama unter uns.
Von der Bergstation auf 488 Metern Seehöhe ist es nur noch ein kurzer, steiler Fußmarsch auf den höchsten Gipfel der Umgebung. Hier - auf 526 Metern - wurde 1910 ein Aussichtsturm errichtet, auf den 101 Stufen führen. Der steinerne Belvedere-Turm, der auch in Anlehnung an Kaiserin Elisabeth „Erzsebet-kilato“ genannt wird, bietet atemberaubende Ausblicke aus der Vogelperspektive auf die Umgebung. Wirklich schade, dass wir so schlechtes Wetter haben!

Zurück beim Sessellift folgen wir der Beschilderung und schlendern etwa eine halbe Stunde leicht bergab zur Bahnstation des Janos-hegy. Hier fährt eine ganz besondere Schmalspurbahn, denn sie wird von Kindern betrieben. Ernst und voller Stolz erledigen sie den Schaffnerdienst, natürlich in entsprechend eleganten Uniformen.
Die Kindereisenbahn (Gyermekvasut) wurde nach dem 2. Weltkrieg von Jugendlichen erbaut und schlängelt sich seither über 12 Kilometer durch die Höhenzüge von Buda.
Wir genießen die gemächliche Fahrt und steigen bei der Endstation Szechenyi-hegy aus, die auf 482 Meter Seehöhe liegt.

Von dort fährt eine Zahnradbahn (Fogaskerekü), die Straßenbahn Nr. 60, zurück in die Stadt.
Schon seit 1874 geht es über ein schickes Villenviertel langsam bergab zur Endstation, dem Park Varosmajor.
Hier gilt sogar unsere Budapest Card, sodass wir kein weiteres Ticket lösen müssen.

Genau als wir aussteigen, beginnt es wieder heftig zu regnen und wir sind froh, dass gleich unser Bus Nr. 129 vorfährt. Bei der Station Budagyöngye müssen wir aussteigen und in Bus Nr 291 umsteigen, um zu unserem Auto zurück zu kommen.
Verwirrt stellen wir fest, dass bei der übernächsten Station plötzlich alle Personen aussteigen. So verlassen wir auch den Bus und merken nach kurzer Zeit, dass wir in die falsche Richtung gefahren sind. Ziemlich verloren fühlen wir uns am großen Moskva-ter Platz, der anscheinend ein größerer Umsteigebahnhof ist. Da wir nicht sofort den Bus in die richtige Richtung finden können, beheben wir noch etwas Geld und flüchten vor dem Regen in ein Burger-King Restaurant.
Mittlerweile wird es wieder heller und wir nützen eine Regenpause aus, um den Bus zu suchen.
Bald werden wir auch fündig und steigen schließlich bei der richtigen Station aus. Auch das Umsteigen klappt problemlos, sodass wir wohlbehalten beim Auto ankommen und im schleppenden Abendverkehr zurück zum Hotel fahren.