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Fünfter und sechster Tag - 26. und 27.7.2011 - Feneketlen See – Kunstgewerbemuseum – Zentrale Markthalle – Heldenplatz – Stadtwäldchen – Vajdahunyad Burg – Szechenyi-Heilbad - Heimreise

Südlich des Gellert-Hügels liegt in einer kleinen Parkanlage der Feneketlen See. Dieser Ziegelteich, dessen Name übersetzt „bodenloser See“ heißt, entstand 1877 als Lehm abgebaut wurde und versehentlich eine Quelle angebohrt wurde. Hinter dem Gewässer ragen fotogen die zwei spitzen Türme der Szent-Imre Kirche empor. Das neubarocke Zisterzienser Gotteshaus wurde zwischen 1936 und 1938 errichtet.

Nach einer kurzen Pause fahren wir weiter zum Kunstgewerbemuseum der Stadt. Schon von weitem leuchten die grünen und gelben Ziegel auf der Kuppel des Museums. Leider steht das architektonisch wertvolle Bauwerk aus der Jugendstilepoche (Bauherren waren Ödön Lechner und Gyula Partos) gerade unter Gerüst, sodass wir nur wenig von dessen Pracht erkennen können. Jedoch sind wir bereits im Eingangsbereich wieder getröstet, denn hier wähnen wir uns beinahe wie in einem Märchenschloss. Gelbe Treppengeländer, verspielte Deckenmalereien und ein bunter Mosaikfussboden laden förmlich zum Eintritt ein.
Auch das Innere – ganz in weiß gehalten – verbreitet orientalisches Flair und erinnert an einen indischen Palast. Der zentrale Hauptraum ist zweistöckig und wird von einer kühnen Glaskonstruktion überdacht.
In dessen Innenhof wird moderne Kunst gezeigt, in den Seitengängen befindet sich die eigentliche Ausstellung.
Das Fundament der großen und sehenswerten Sammlung (ab dem Mittelalter) bilden geschmackvolle Keramiken und zierliche Glasarbeiten, fein geschnitzte Möbelstücke, goldene Uhren, elegante Schmuckstücke und Kunsthandwerk, sowie barocke Wandbehänge und Textilien.
Viele der Gegenstände wurden 1873 bei der Wiener Weltausstellung erworben, das Museum selbst wurde 1896 von Kaiser Franz Joseph feierlich eröffnet.

Nach diesem interessanten Besuch schlendern wir weiter durch die Gassen der Innenstadt, bis wir einige Zeit später die Homepage: zentrale Markthalle erreichen.
Dieses Bauwerk vom Ende des 19 Jhs ist mit seinen 150 Metern Länge der führende Markt der Stadt. Wir lassen uns treiben und beobachten Einheimische beim Feilschen um den besten Preis, Kinder flitzen im Gewimmel an uns vorbei, und der Duft der frischen Früchte schwebt verlockend im Raum.

Was wäre ein Stadtbesuch so ganz ohne eine U-Bahnfahrt? Wir beschließen, dass eine Besichtigung ohne Metrofahrt nicht authentisch ist und steigen somit am Kalvin Platz in die Metro Nr 3. Mit dieser fahren wir 2 Stationen bis zum Deak Ferenc Platz, dem Knotenpunkt der Stadt. Dort steigen wir um in die alte Metro Nr 1, die uns zum Hösök tere bringt.

Genau über uns befindet sich der Heldenplatz mit seinem auffälligen Denkmal aus dem Jahr 1929. Er liegt am Ende der 2,5 Kilometer langen Prachtstraße Andrassy ut, die in der Pester Innenstadt ihren Anfang nimmt.
Das Millenniumdenkmal zur tausendjährigen Geschichte Ungarns (896 bis 1896) besteht aus einer 36 Meter hohen Säule, gekrönt von einer Statue des Erzengel Gabriels, der die ungarische Krone in der Hand hält.
Zu seinen Füßen liegt das Grab des Unbekannten Soldaten - zur Ehre Aller, die im Kampfe für die Freiheit des Landes ihr Leben ließen.
Im Hintergrund wurden zwei imposante Säulenkolonaden erbaut, die 14 ungarische Herrscherskulpturen zeigen.
Auf dem gepflasterten Platz stehen außerdem zwei Museen, das Museum der Bildenden Künste und die Kunsthalle.

Hinter der Säulenreihe beginnt das Stadtwäldchen, ein um 1810 angelegter Park in einem ehemaligen Sumpfgebiet mit einer Fläche von einem Quadratkilometer.
Dieses beliebte Naherholungsgebiet gestresster Städter bietet für jeden Geschmack etwas: Bootfahren am See, ein Zirkusbesuch für die ganze Familie, Ausspannen im Thermalbad, Adrenalinschübe im Vergnügungspark, auf Tuchfühlung mit exotischen Tieren im Zoo, oder ein Ausflug ins Mittelalter mit einer Burgbesichtigung.

Wir entscheiden uns für letzteres und betreten über eine Brücke den Hof der Vajdahunyad Burg.
Die künstliche Festung wurde 1896 anlässlich der Weltausstellung errichtet. Ursprünglich sollte sie wieder entfernt werden, doch die Budapester hatten ihre Burg bereits ins Herz geschlossen. Das Gebäude ist ein wilder Mix aus Romanik, Gotik, Rokoko etc. Doch dieses Konglomerat der verschiedensten Baustile harmoniert wunderbar, sodass ein Spaziergang durch die Anlage das reinste Vergnügen ist und sich hinter jeder Ecke neue Details offenbaren.
Im Inneren des Hauptgebäudes hat das Ungarische Landwirtschaftsmuseum seinen Sitz, das wir jedoch nicht besichtigen.
Sehr empfehlenswert ist außerdem ein Besuch der Burgschänke, dort genießen wir ein spätes Mittagessen mit schmackhafter ungarischer Hausmannskost.

Unseren letzten Nachmittag verbringen wir im Széchenyi-Thermalbad, das im nördlichen Teil des Stadtwäldchens liegt.
Wir haben vom Tourismusbüro schon vorab Tickets gekauft, um die Wartezeit bei der Kasse zu verkürzen. Jedoch wäre dies nicht nötig gewesen, denn von Andrang ist nichts zu spüren.
Das wohl beliebteste Heilbad der Stadt hat seine besten Tage meiner Meinung nach bereits hinter sich. Verschimmelte Umkleidekabinen, marode Wände und kaputte Duschen sind sicherlich kein Aushängeschild für eines der größten Thermalbäder Europas.
Die neobarocke, palastartige Anlage in Schönbrunngelb wird von einem 970 Meter tiefen artesischen Brunnen versorgt, der 350 bis 400 Liter 75 Grad heißes Wasser pro Minute abgibt.
Die erste Badeanstalt öffnete bereits im Jahre 1881 ihre Pforten. Heute gibt es 3 gepflegte Freibecken und 12 Innenbecken mit Temperaturen zwischen 16 Grad und 40 Grad, außerdem zwei Saunen und mehrere Dampfbäder.
Im Außenbereich beobachten wir einige ältere Herren, die im warmen Wasser ganz konzentriert Schach spielen. Trotz der vielen Zuschauer verlieren sie nie das Spielbrett aus den Augen und nehmen ihre Umwelt anscheinend gar nicht wahr.
Im Sportbecken herrscht so wie im Gellert-Bad Badehaubenpflicht. Jeder, der seine Haare nicht bedeckt, wird vom strengen Bademeister ermahnt und muss das Becken sofort verlassen.
Wir erholen uns in den vielen warmen Becken und beobachten das rege Kommen und Gehen rund um uns.
Natürlich nützen wir die müßigen Stunden auch, um die ereignisreichen Tage in Budapest Revue passieren zu lassen.
Am Abend kehren wir ausgeruht ins verrauchte Hotel zurück und sind froh, nur noch diese eine Nacht in den kaputten Betten verbringen zu müssen.

Am nächsten Morgen, der wieder regnerisch und trüb ist, verlassen wir nach dem Frühstück Budapest. Nach 2 ½ stündiger Autofahrt erreichen wir wohlbehalten unser Heim und werden von den Katzen freudig begrüßt.