Verter Tag - 25.7.2011 - Sezessionsgebäude – Parlament – Kettenbrücke – Spaziergang in Pest – Große Synagoge – Felsenkapelle – Gellert-Heilbad – Freiheitsbrücke - Ungarische Volkstanzaufführung
Etwa 400 Meter vom Hotel Kristal entfernt befindet sich eine Haltestelle des Busses Nr 112, der uns in kurzer Zeit über die Erzsebet Brücke in die Innenstadt von Pest bringt.
Dort steigen wir um in die Straßenbahn Nr. 2, die gemächlich dem Donauufer entlang fährt. Somit bietet sich uns ein schöner Ausblick auf das gegenüberliegende Burgviertel von Buda, doch leider ist auch heute der Himmel wieder düster und wolkenverhangen.
Schon von weitem erkennen wir die auffallenden Zinnen und Türme des Parlaments, welches unser nächstes Ziel sein soll.
Etwas irritiert stellen wir fest, dass das ganze Gebäude in einem Umkreis von mehreren Metern abgesperrt ist und Wachen vor den Türen postieren.
Einzig vor Eingang X wartet eine Menschenschlange auf die begehrten Tickets für eine Führung.
Auch wir möchten das markante Wahrzeichen der Stadt natürlich von innen bestaunen und stellen uns brav am Ende der Menge an. Man wird hier nur einzeln eingelassen und streng überwacht.
Bald stellen wir fest, dass es eine sehr gute Idee war, schon um 8.30h hier zu sein, denn die Reihe hinter uns wird immer länger.
Inzwischen lesen wir in unserem Führer, dass das gewaltige Gebäude vor uns zwischen 1885 und 1902 erbaut wurde. Besonders beeindruckend wirkt die neugotische Fassade mit reichlicher Verzierung. Hinter den verschnörkelten Ornamenten verbergen sich 691 Räume und eine Kuppel von 96 Metern Höhe.
Das dem britischen Palace of Westminster stark ähnelnde Bauwerk hat eine Gesamtlänge von 268 Metern und eine Breite von 123 Metern, es ist damit das zweitgrößte Parlamentsgebäude der Welt.
Endlich erreichen wir die Startposition und warten sehnsüchtig auf das höfliche Handzeichen zum Durchqueren der Sperre.
Dann dürfen wir eintreten und erhalten nach Vorlage unserer Pässe kostenlose Tickets für die nächste deutsche Führung um 11h.
Da wir bis dahin noch Zeit haben, beschließen wir, uns in der Zwischenzeit das Haus der Ungarischen Sezession anzusehen. Dieses private Museum im 1903 errichteten Bedö-Haus enthält die hochwertige Jugendstilsammlung von Kunstsammler Tivadar Vad und wurde erst 2007 eröffnet.
Auf drei Etagen bewundern wir meisterhaft gefertigte Möbelstücke, wertvolle Bilder und verschiedenste Gebrauchsgegenstände, die einen Zeitraum von etwa 1890 bis 1920 abdecken.
Bunt durcheinander gewürfelt präsentieren sich allerhand Kunstwerke in den liebevoll gestalteten Räumen. So gerne würden wir noch im stilechten Art Nouveau Cafe im Erdgeschoß ausspannen, doch schon ist es beinahe 11h und wir kehren zurück zum Parlament.
Pünktlich startet unsere Führung mit einem Ganzkörperscan und der Kontrolle unserer Taschen. Dann werden wir über die imposante, marmorne Prunktreppe geleitet und sehen das höchste Gut der ungarischen Nation, nämlich die Stephanskrone samt Reichsapfel und Zepter.
Wir bestaunen fast sprachlos die golden glänzenden Verkleidungen und üppigen Verzierungen der hohen Räumlichkeiten.
Man verliert sich beinahe an den unzähligen Details und kann kaum die gesamte Anmut des Bauwerks erfassen. Bei soviel Prunk läuft die Kamera auf Hochtouren und viel zu schnell vergeht die Zeit.
Etwa eine Stunde später verlassen wir das Gebäude auf einer Nebentreppe und stellen fest, dass die Warteschlange trotz Regen inzwischen noch viel, viel länger geworden ist. Gut, dass wir schon so früh hier waren!
Langsam wandern wir an der Donau entlang zurück in die Pester Innenstadt.
Prächtige Bauwerke reihen sich fast nahtlos aneinander, und wir passieren unter anderem die Akademie der Wissenschaften, den Gresham Palast und die Kettenbrücke.
Seit mehr als 160 Jahren überspannt sie nunmehr die Donau und war daher die erste Steinbrücke zwischen den Stadtteilen Buda und Pest.
Die Brücke ist 375 Meter lang, 12,5 Meter breit und wird von zwei filigran wirkenden Pfeilern getragen. Je zwei grimmig blickende, steinerne Löwenstatuen bewachen die beiden Brückenenden.
Derart eingeschüchtert wenden wir uns ab vom Donauufer und tauchen ein ins Gassengewirr der Pester Innenstadt. Schmucke Fassaden mit zahlreichen Details lassen uns immer wieder innehalten, bis wir schließlich im Cafe Gerbeaud einkehren. Dieses elegante und stilvolle Kaffeehaus am Vörösmarty Platz wurde 1870 eröffnet und zählt seither zu den Traditionshäusern in Budapest. Dementsprechend tief müssen wir auch in den Geldbeutel greifen! Trotz der hohen Preise ist das Cafe gut besucht, anscheinend zählt hier „sehen und gesehen werden“.
Kurze Zeit später treffen wir auf die Vaci ut, die wohl bekannteste und exklusivste Einkaufsstraße von Budapest.
Hier treffen sich Touristen aus aller Welt, um in den Souvenirläden zu stöbern und in den vornehmen Boutiquen und Geschäften Mitbringsel zu erwerben.
Eigentlich sind wir nicht zum Einkaufen nach Budapest gekommen, doch einem Glasset aus geschliffenem Bleikristall können wir doch nicht widerstehen.
Wir verlassen die Fußgängerzone der Vaci ut und durchqueren die kunstvoll gestaltete Innenpassage des Pariser Hofs. Hier ist allerdings kein einziger Laden geöffnet und alles wirkt verlassen und leer. Wirklich schade, dass so ein Juwel der Baukunst ein derart tristes Dasein fristen muss.
Einige Gassen weiter beginnt das jüdischen Viertel der Stadt. Das imposanteste Gebäude hier ist sicherlich die Große Synagoge. Gleich bemerken wir die Fassade im maurisch-byzantinischen Stil und die beiden über 40 Meter hohen Zwiebeltürme, die die zwei Säulen des Salomon-Tempels in Jerusalem symbolisieren sollen.
Erbaut wurde die zweitgrößte Synagoge der Welt von Ludwig Förster zwischen 1854 und 1859.
Auch das Innere des Gotteshauses ist mit rund 3000 Sitzplätzen und 1200 m2 beeindruckend. Als sehr ungewöhnlich fallen jedoch eine Orgel und eine Kanzel auf, die man normalerweise in keiner Synagoge findet.
Männliche Besucher dürfen den Innenraum nur mit einer Kopfbedeckung (Kippa), die im Vorraum verteilt wird, betreten.
In einem Nebengebäude wurde ein jüdisches Museum eingerichtet, welches religiöse Utensilien, Schriftrollen und Kunstgegenstände zeigt.
Um unsere müden Beine zu schonen, fahren wir nun mit der Straßenbahn zurück auf die Budaer Donauseite.
Den Nachmittag möchten wir nämlich mit einem Bad im berühmten Gellert-Heilbad ausklingen lassen.
Zuerst steigen wir jedoch hoch zur gegenüberliegenden Felsenkirche am Gellertberg. Dieses direkt in den Fels gehauene Kloster des Paulinerordens wurde 1931 eingeweiht und von den Kommunisten wieder geschlossen. Seit 1992 regen die aus dem Stein gemeißelten Gebetsnischen und Räume wieder zu einer besinnlichen Rast an. Achtung, in allen Reiseführern wird erwähnt, dass der Zutritt frei ist. Mittlerweile wird jedoch Eintrittsgeld erhoben, und man erhält dafür eine ziemlich langatmige Führung mit Audio Guides. Bald schalten wir daher die Geräte aus und lassen die mystische und stimmungsvolle Atmosphäre auf uns einwirken.
Vor dem Gotteshaus genießen wir einen schönen Ausblick auf die Donau und die Freiheitsbrücke unter uns. Anscheinend haben unsere Gebete doch Gehör gefunden, denn plötzlich klart das Wetter auf und die Sonne lugt vorsichtig aus den Wolken hervor.
Vis a Vis steht das Gellert-Hotel mit dem gleichnamigen Heilbad aus dem Jahre 1918. Schon das Foyer des Bades ist eine Augenweide mit seinen verschnörkelten, bunten Verzierungen und dem detailreichen Mosaikboden. An der Kasse gibt es keinerlei Wartezeiten (entgegen der Information des Tourismusbüros!) und anschließend trennen wir uns, denn Herren und Damen haben separate Umkleidebereiche. Ich helfe einer niederländischen Touristin beim Bedienen des Kästchens, und schon treffe ich Stefan wieder.
Zuerst begutachten wir den Außenbereich mit einem Wellenbecken, einem Entspannungsbecken und mehreren marmornen Statuen. Dann müssen wir uns für das Innenbecken - welches von kunstvollen Säulen flankiert und von einer Glaskonstruktion überdacht ist - leider Badehauben kaufen.
Im Innenbereich gibt es außerdem noch getrennte Bade- und Saunalandschaften, die wir natürlich auch aufsuchen. Die beiden herrlich in Jugendstil gehaltenen Thermalbereiche strahlen einen besonderen Charme aus und machen die Entspannung noch abwechslungsreicher.
Bedauerlicherweise hängt nirgendwo ein Plan des Bades aus und wir hoffen, alles gesehen zu haben!
Die Zeit verrinnt wie im Fluge und schließlich verlassen wir frisch gestärkt die Badeanstalt. Da wir die ersten Sonnenstrahlen seit langem genießen wollen, gehen wir zu Fuß über die Freiheitsbrücke. Diese wurde nach zweijähriger Bauzeit am 4. Oktober 1896 eröffnet.
Ursprünglich hieß sie Franz-Joseph-Brücke und der Namensgeber Kaiser Franz Joseph schlug den letzten Nagel selbst ein. In heutiger Zeit erlangte sie traurige Berühmtheit als Selbstmörderbrücke.
Für den heutigen Abend haben wir schon vorab eine Folkloretanzveranstaltung gebucht.
Das staatliche Ensemble besteht aus etwa 20 Tänzern, die in traditionellen Kostümen und in Begleitung von feuriger Musik über die Bühne wirbeln. Das abwechslungsreiche Programm – sogar mit Säbeltanzvorführung - dauert mit Pause etwa 2 Stunden und bietet einen gelungenen Ausklang eines bewegten Tages.
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