9 Tag - 7.9.2005: Geisterstadt Fengdu - Shibaozai Tempel
Der Jangtse (chin. Chang Jiang = Langer Fluß) ist mit 6300 km der drittgrößte Strom der Erde. Er entspringt in Tibet, auf einer Höhe von 4900 Metern und mündet nördlich von Shanghai ins Ostchinesische Meer. Lange verband der Fluss Ost- und Westchina und diente als wichtiger Handelsweg. Heute ist ihm diese Bedeutung genommen, doch dafür genießen jährlich unzählige Touristen das Vergnügen einer Kreuzfahrt durch seine 3 berühmten Schluchten.
Auf einer Länge von insgesamt 190 km drängen sich die Wassermassen des Jangtse Flusses stellenweise auf weniger als 50 Meter Breite zusammen und bahnen sich zwischen beeindruckenden Klippen ihren Weg Richtung Meer.
2009 soll der größte Staudamm der Welt, der " 3-Schluchten.Damm" fertiggestellt sein, dann wird es das Naturwunder der drei Schluchten nicht mehr geben, da der Wasserspiegel um bis zu 100 Meter angehoben werden soll.
Mit seinem Bau wurde 1997 begonnen, 600 Kilometer lang und 185 Meter hoch wird er werden, es sollen jährlich 85 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt werden.
2 Millionen Menschen müssen dafür zwangsumgesiedelt werden, 140 Städte und 4500 Dörfer werden unter den Wassermassen versinken.
In der Früh hielt das Schiff für einige Stunden bei der Stadt Fengdu. Um 7.30h trafen wir uns bei der Rezeption und verließen das Schiff um bei einem Stand am Hafen zu frühstücken.
Wir versuchten, auf äußerst wackeligen Plastiksesseln vorsichtig platz zu nehmen. Mein Stuhl war schon ziemlich mitgenommen, bei der ersten Berührung brach er zusammen, ich konnte mich gerade noch vor einem Sturz zu Boden retten. Als wir dann noch eine Rechnung für den kaputten Sessel präsentiert bekamen, waren wir ziemlich sauer! Gestern die kaputte Teekanne für 25 Yuan, heute der Sessel für 10 Yuan, mit unserer Geduld waren wir nun ziemlich am Ende!
Die Jangtse Fahrt hatte gar nicht gut begonnen.
Als wir dann noch durch das äußerst trostlose Fengdu marschierten und von unzähligen, fliegenden Händlern belagert wurden, besserte sich unsere Laune auch nicht wirklich.
Nach dem chinesischen Glauben wird in Fengdu die Unterwelt vermutet, daher wird die Stadt auch "Geister-Stadt" genannt. Viele Gläubige pilgern durch die verschiedenen Tempelanlagen der Stadt, um sich den Weg in den Himmel zu ebnen.
Ein besonders findiger Geschäftsmann ließ für Touristen am Berg über der Stadt eine Geisterbahn errichten, die nunmehr ebenfalls Massen chinesischer Touristen anlockt.
In naher Zukunft wird das gesamte untere Stadtgebiet überflutet werden, derzeit sind Arbeiter rund um die Uhr beschäftigt, Häuser abzureißen und den verwendeten Baustahl wiederzugewinnen.
Ein Spaziergang durch die Stadt ist daher äußerst trostlos und führte uns bald wieder zurück zum Schiff.
Anschließend erholten wir uns an Board und stoppten am Nachmittag - das Mittagessen ließen wir wie immer aus - beim "Shibaozhai" Tempel.
Die Tempelanlage an der Nordseite des Flusses, die übersetzt "Steinschatzfestung" heißt, steht auf einer 30 Meter hohen Felsnadel und ist 56 Meter hoch. Der wie eine Pagode wirkende hölzerne Tempel besteht aus 12 Stockwerken und ist mehr als 300 Jahre alt.
Nachdem wir uns mit 300 anderen Passagieren die engen Treppen hinaufgedrängt hatten, genossen wir einen schönen Rundblick und wurden von unserem Reiseleiter auf eine Lücke im Tempelboden aufmerksam gemacht. Eine Legende besagt, dass die Mönche des Tempels durch dieses Loch unentwegt mit Reis versorgt wurden. Eines Tages versuchte ein besonders gieriger Mönch das Loch zu vergrößern, und seit diesem Zeitpunkt versiegte der Reisfluss.
Nach einer Stunde legte das Schiff wieder ab und trug uns weiter Richtung Yichang. Das Abendessen nahmen wir um 19 Uhr am Schiff ein.
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